Freitag, 13. Juli 2012

Trauer, Freude, Hoffnung, Neid

... und alles ohne Extrateller, zusammen serviert, und das täglich. Am Wochenende waren wir bei der Hochzeit meines besten Freundes, nur standesamtlich erst einmal, da seine Frau im August ihr erstes Kind erwartet und sie so kurz vor der Geburt keine große Feier organisieren wollten. Bis zu diesem Termin hatte ich mir immer schön jede Woche in den Kalender geschrieben "20. Woche, 21. Woche" etc. Am Tag der Trauung wäre ich in der 22. Woche gewesen und hatte mir schon während der Schwangerschaft Umstandskleider im Internet angeschaut, die ich dann hätte tragen können. Und jetzt kommt der übliche Satz: natürlich freue ich mich für die beiden. Wirklich. Sie lassen die Schwangerschaft auch nicht raushängen oder haben ihre Wohnung schon mit Stramplern etc.dekoriert. Und trotzdem ist da immer dieser kleine miese gelb- gallige Stachel. Für den man sich schämt und der bewirkt, daß man nur mit Mühe die Mundwinkel oben behält. Unbewußt habe ich mir dann was gesucht, über das ich mich ärgern kann, in ihrem Fall, dass sie sich ganz ohne Ironie dauernd gegenseitig "Schatz" genannt haben. Und natürlich war es nur ein blödes, kleinkariertes Ventil für den eigenen Frust. Traurigkeit über die eigene Situation, Hoffnung, dass es bald anders wird, Freude für die beiden, Neid, dass es bei ihnen so scheinbar mühelos geklappt hat, liegen eng beeinander und kommen in meinem Fall immer zusammen. Als täglicher Gefühlseintopf. Schon oft beschrieben und nicht neu aber doch immer wieder so, dass ich darüber nachdenken muß. Auch gestern wieder, als P. und ich uns mit einer Kollegin getroffen haben, die 3 Wochen nach mir schwanger wurde. Und jetzt schon einen sichtbaren Bauch hat, der es gut geht und die sich freut, daß es ein Junge wird. Ich hatte fast schon Angst, mich mit ihr zu treffen, da ich befürchtet habe, sofort wieder vergleichen zu müssen, in welcher Woche ich jetzt wäre und wie mein Bauch jetzt aussehen würde. Meine Gedanken diesbezüglich waren im Endeffekt schlimmer als die Realität und der Abend war wirklich schön. Trotzdem. Das Leben ist so ungerecht und man kann es nicht ändern. Wie heißt es so schön? Wenn man was nicht ändern kann muß man es radikal akzeptieren. An manchen Tagen gelingt mir das besser als an anderen Tagen, wo ich mich fühle wie ein trotziges Kleinkind, das am Süßigkeitenstand vorbeigeht, mit dem Fuß aufstampft und sagt "will auch haben". Will haben, will haben, will haben. Vielleicht ist es schon hilfreich, den glücklich Schwangeren einfach zu sagen, ja, ich bin neidisch, und zwar wahnsinnig. Und ich freue mich trotzdem für Dich. Und es heißt nicht, daß wir jetzt miteinander umgehen müssen wie zwei rohe Eier. Irgendwann kommt auch meine Zeit. Und bis dahin bin ich halt manchmal verdreht und blöd und gelb im Gesicht. Das finde ich selbst nicht schön aber ich kanns nicht ändern. Und ich hab Dich trotzdem lieb.
Ich wiederhole mich wahrscheinlich, aber diese Gefühle tuns ja auch.

1 Kommentar:

  1. Liebe Emma,
    ich kann dich sooo gut verstehen. Mir geht es genauso... Immer dieser - von dir so treffend beschriebene - "kleine miese gelb-gallige Stachel"!
    Meine Nachbarin ist schwanger. Und zwar bereits im 9. Monat. Es könnte jeden Moment so weit sein. Und ich freue mich darauf! Ich gehe auch dieses Wochenende noch los und besorge eine Kleinigkeit zur Geburt. Auch darauf freue ich mich! Aber wenn ich z.B. sehe, wie sie die Babysachen wäscht und draußen auf die Terrasse zum trocknen hängt, dann bin ich ganz schön traurig und neidisch, denn ich will auch!
    In manchen Momenten kann ich damit ganz gut umgehen und in anderen Momenten möchte ich mich am liebsten in meinem Bett verkriechen und erst wieder rauskommen, wenn ich schwanger bin ;-)
    Ich habe noch keine richtige Strategie gefunden, damit zurecht zu kommen, aber meistens hilft es, unsere "DINKS"-Situation auszunutzen. In diesem Sinne drücke ich dir die Daumen, dass auch bald Umstandskleider benötigen wirst!

    Liebe Grüße Leena
    (die auch gerade einen Blog angefangen hat, um nicht immer ihren Mann vollzujammern)

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