Sonntag, 18. November 2012

wie alle anderen

Ich habe eine Bekannte, die behandelte ihre Schwangerschaft wie Gentialherpes. Eigentlich wollte sie nicht schwanger werden, so behauptet sie zumindest, sondern hat es nur ihres Mannes zuliebe versucht, der sich wiederum schon lange eigene Kinder gewünscht hat. Eigentlich wollte sie adoptieren, eigentlich wollte sie, wenn schon ein Kind, gern ein Mädchen, und eigentlich wollte sie auch nie stillen, das komme für sie nun mal gar nicht in Frage. Pfui bäh baba. Eigentlich wollte sie nicht, daß ein Kind ihren Alltag großartig verändert, und eigentlich wollte sie bereits kurz nach der Geburt wieder arbeiten gehen. Soll sich doch ihr Mann, der das Kind wollte, auch um es kümmern. Eigentlich wollte sie auch gar nicht über ihre Schwangerschaft sprechen, da sie sich nur mit Mühe damit anfreunden könne und wissen sollte es nur ein erlauchter, eingeweihter Kreis von Personen. Und wehe, man erzählt es weiter. Eigentlich wollte sie auch schon gar nicht heiraten, und viel Aufhebens darum machen wollte sie eigentlich auch nicht.
Was ist passiert?
Sie hat geheiratet, vor einigen Jahren, in Designerkleid, Designerschuhen und mit Pferdekutsche. In den Monaten danach erkundigte sie sich immer wieder mal über 5 Ecken, ob Leute ihres Freundeskreises denn schwanger sind oder es planen. Dann wurde sie selbst recht zügig schwanger, behauptete weiterhin, sich nicht damit anfreunden zu können (s.o.) und das Thema am liebsten verdrängen zu wollen, thematisierte ihren Schwangerschaftsfrust jedoch bei jeder sich bietenden Gelegenheit und vor allen zur Verfügung stehenden Personen. Die Schwangerschaft schritt fort, es wurde ein Junge, er kam 8 Wochen zu früh und brachte doch tatsächlich ihren Alltag durcheinander. Er wird gestillt, er wird geliebt, er wird in die Kamera gehalten, es werden Fotos verschickt, sie bleibt bis Ende des Jahres zu Hause und findet es total ungerecht, dass es dort, wo sie lebt, keine richtige Elternzeit gibt.
Was sagt uns das?
Eigentlich nichts. Außer, dass der Satz  "Willst Du wissen was Du willst, mußt Du gucken was Du tust" mal wieder zutrifft. Und dass es immer Leute geben wird, die so egozentrisch sind, dass sie doch tatsächlich den Mist glauben, den sie von sich geben, auch wenn sie sich komplett entgegengesetzt verhalten. Und dass auch diese Frauen keine Carrie Bradshaws sind, die sich in strahlender Hippness von allen anderen abheben sondern genauso zufriedene, schlaflose, vollgekotzte Mütterlein wie alle anderen.

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