Dienstag, 5. Juni 2012

Loslassen liegt mir nicht. Will ich aber lernen.

Ich gebe zu, ich habe gern Dinge im Griff. Bei unserer Hochzeit vor 2 Jahren z.B. habe ich Stunden damit verbracht, zu planen, mir Dekorationen und Besonderheiten zu überlegen, mir vorzustellen, wie es sein würde, hab mal hier herumgefeilt und da. Hat superviel Spaß gemacht, war eine wahnsinnige Arbeit, kam mir aber gar nicht so vor. Und das Fest war ein Knaller, für P. und mich sowieso, für unsere Gäste anscheinend aber auch, denn auch jetzt noch, zwei Jahre später, sagen Freunde immer wieder mal, wie schön das Fest war. Es war so befriedigend, Arbeit und Zeit zu investieren in etwas, was dann auch wirklich so eine runde Sache wird und genau so, wie wir es uns vorgestellt haben. Auch bei den meisten anderen Dingen, die ich mir vorgenommen habe hatte ich zumindest die Hoffnung und irgendwie auch sowas wie Zuversicht, daß ich, wenn ich mich nur genug anstrenge, meine Ziele auch erreichen kann (gut, außer abnehmen, regelmäßig Sport treiben oder unschöne Eigenschaften verlieren wie Hang zu Cholerik und Ungeduld. Unter anderem.). Und wenn irgendwas nicht geklappt hat hatte ich zumindest das Gefühl, ich weiß, woran es lag und kann es beim nächsten Mal besser machen.
An das Kinderwunschthema sind wir genauso gegangen, Ziel im Blick, Pille absetzen und zack biste schwanger. Tja. Tjaaaaaaaaaaaa.... nüscht wor (da lacht das Myom wieder auf sächsisch, die blöde Kuh).
Und dann sickert so langsam durch, daß man gerade das, was man sich mittlerweile am meisten wünscht, so gar nicht im Griff hat. Daß man sein Ziel - zumindest erstmal - nicht erreicht. Und auch nicht wirklich weiß, warum. Denn eine handfeste organische Ursache ist nicht vorhanden. Die Myome haben sich ja erst im Rahmen der gefloppten Schwangerschaft gebildet. Und Hashimoto haben doch so wahnsinnig viele, die dann trotzdem schwanger werden. Somit kann man auch nicht mal eben was beheben oder besser machen, denn eigentlich ist doch alles vorhanden, was vorhanden sein sollte. Man sucht nach Informationen, um vielleicht doch eine Strategie zu finden, die weiterhilft. Die Welt ist eine google und man googlet sich tot. Und natürlich findet man auch was, Akupunktur soll helfen. Oder Tees. Oder Hormone. Viel trinken, Bewegung und ausreichend Obst sowieso. Und trotzdem rückt das Ziel nicht näher. Ganz im Gegenteil steigt der Frust, daß so gar nichts helfen will, egal wie sehr man sich auf den Kopf stellt und anstrengt.
Ein typischer Satz meiner Eltern früher: "Du kannst alles erreichen, was Du willst". Und gerade beim Thema Kinderwunsch soll man die Hände in den Schoß legen, sagen "alles easy, dude" und hoffen, daß die Natur das schon richten wird?? MENSCHEN FLIEGEN ZUM MOND, DA WIRD ES JA WOHL MÖGLICH SEIN, STRESSFREI KINDER ZU BEKOMMEN, VERDAMMT!!!
Aber - vielleicht ist es möglich, zu lernen, der Natur/ meiner Biologie/ meinen Hormonen/meinem Schicksal/ meinem Horoskop/den Ärzten zu vertrauen. Vielleicht werde ich das nächste Mal auch ohne IVF schwanger, entweder mit oder ohne Cortison. Vielleicht wird wirklich alles gut. Heute ist unser 2. Hochzeitstag und ich hab doch Einiges, auch - noch - ohne Kinder. Ich habe P., meine Familie, Freunde, einen Job, den ich meistens mag und am Donnerstag fahren wir übers Wochenende ins Elsaß. Kontrolle kann ich, Loslassen lern ich! Morgen gehts wieder auf zur wöchentlichen Ultraschallkontrolle. Mal sehen, ob Morla geschrumpft ist, die alte Pißnelke.

3 Kommentare:

  1. Liebe Emma,
    seit längerem verfolge ich dein Blog, denn ich finde mich in sehr vielem wieder, was dir passiert ist, wie es dir geht und was du so denkst.

    Ich bin ebenfalls fast 2 Jahre verheiratet und habe anfangs ganz auf die Aussage meiner Mutter gesetzt: wenn du nach mir kommst, bist du ruckzuck schwanger. Dass ich stattdessen mal Profi im Temperatur- messen, sonstige Körpersignale- deuten und Spritzen- setzen werde, den Weg in eine Kinderwunschklinik blind fahre und weiß, was Insemination, IVF- Register und Blastozystenstadium bedeuten, hätte ich niemals gedacht.

    Nach der ersten nicht geglückten ICSI wurde ich gleich im darauf folgenden Kryozyklus schwanger. Die Werte waren von Anfang an nicht soo mörderhoch, so dass wir mit der Euphorie vorsichtig waren. Aber nach dem Ultraschall mit dem Herzschlag und der Ansage meines Arztes (ich glaub, da passiert jetzt nichts mehr - sie sind durch...), hab ich langsam angefangen, es zu glauben und mich uneingeschränkt gefreut. Leider ging es ab der 8. SSW dann doch nicht mehr weiter. Bei der Ausschabung wurde -upps- noch kurz die Gebährmutterwand UND der Dünndarm perforiert (alle Ärzte meinten, das hätten sie ja noch NIE erlebt...) und dementsprechend eine Bauchspiegelung angehängt. Mein Part war es, nach Hause zu kommen, den Schwangerschaftstee, das -öl, Babybuch und alle Ultraschallbilder samt meiner gerade erst erwachten Zuversicht in eine Kiste zu packen und ganz weit weg zu verstauen.
    Warum machen wir so was mit? Warum drehen wir auch noch diese Schleife? Haben wir unseren Beitrag nicht schon mehr als geleistet? Klar, diese Fragen bringen nicht weiter. Und auch die vertraute Kontrolle bringt uns auf dem Weg zum Schwangerwerden keinen mm weiter. Loslassen wird einem ständig geraten. Die haben gut reden... Genau wie du, will ich das aber auch lernen, weil ich sowohl eine entspannte Nichtschwangere als auch hoffentlich irgendwann eine gelassene Schwangere sein will.

    Die Zwangspause hat mir gut getan. Wieder normal sein, nach rechts und links schauen, Pläne machen ohne den Zyklus im Hinterkopf – das war schön. Jetzt bin ich wieder in der Nasenspray- Phase und auch das tut gut. Mit der ersten Nase voll, kam auch die Hoffnung wieder.

    Genieße ganz doll die Auszeit am Wochenende!! Versuche dich abzulenken, bzw. dich und euch mit den vielen schönen Dingen zu verwöhnen, die es im Leben gibt.
    Und dann ist irgendwann auch wieder Platz für den neuen Anfang!
    Alles Gute und liebe Grüße,
    B.

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  2. Vielen Dank, liebe B., es tut so gut, daß man nicht allein da steht und merkt, daß es anderen ganz ähnlich geht. Man denkt doch immer wieder, daß es "bei den anderen doch sofort klappt", stimmt aber gar nicht!! Wir sind gar keine Aliens!!
    Ich drücke Dir ganz fest die Daumen, daß es klappt!
    E.

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  3. Liebe Emma,

    loslassen ist so verdammt schwer. Ich konnte nicht akzeptieren, dass nach einer völlig normalen Entwicklung mein Kind in der 9. Woche plötzlich keinen Herzschlag mehr hatte.Ständig habe ich noch im Online-Entwicklungskalender nachgeschaut, wie groß nun mein Kind wäre und habe gehardert, dass es ja "nur" noch drei Wochen bis zur magischen 12. Woche gewesen wären. Geburtstermin und Beginn des Mutterschutzes hatte ich natürlich auch schon ermittelt. Diese Termine hatten sich in mein Fusselhirn eingebrannt und um den fraglichen Zeitraum herum, sind bittere Tränen geflossen. Ich habe Monate gebraucht um über den Verlust hinweg zu kommen und bin auch erst mal nicht mehr schwanger geworden, die Angst vor einer erneuten FG war sehr groß. Leider war diese Sorge nicht unbegründet, das zweite Kind ist ebenfalls in der 9. Woche gestorben. Es folgten zwei weitere sehr frühe FG. Ich habe aber in der Zwischenzeit einen Weg für mich gefunden Abschied zu nehmen und loszulassen. Ich kann mir sogar vorstellen noch mal einen Versuch zu starten. Nächste Woche haben wir wieder einen Beratungstermin in unserer Kiwuklinik, haben noch mal alle Blutwerte checken lassen.

    Lieben Gruß
    Yasmin
    P.S. schönen Kurzurlaub im Elsaß, ist recht schön da und die Kiwu-Medis gibt`s dort für einen Bruchteil des deutschen Preises

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