Dienstag, 19. Juni 2012

Entweder oder. Warum eigentlich?

Heute hatten wir unseren Termin beim Landratsamt, Adoptionsstelle. Jetzt legen wir doch mal eine Schweigeminute ein. ---------------
Über Adoption nachdenken? Ja, tun wir. Ich graue mich vor dem Gedanken, daß P. und ich grau und Mitte 40 eines Tages aufwachen, uns ansehen und denken: Mist. Mist, Mist, Mist, warum haben wir uns nicht früher um Alternativen gekümmert, jetzt sind wir zu alt. Ich sehe P. und mich mit Kindern. Mit vielen Kindern. Ein großer, lustiger, bunter Haushalt. Ich kann und will mir gar nicht vorstellen, daß es vielleicht nicht dazu kommen könnte. Und apropos Kontrolle und Loslassen: wieso nicht alles versuchen, was man nur versuchen kann, um diesem Wunsch etwas näher zu kommen?
Und - bauz - schon holt uns die Realität wieder ein. Aber eins nach dem anderen: nachdem wir Wochen und monatelang unproblematisch mit dem Auto von der Arbeit nach Hause gekommen sind standen wir heute - natürlich heute!!! - im Stau. Im fettesten Stau ever, geschlagene 2 1/2 Stunden lang. Obwohl wir ganz zwanghaft extra früher losgefahren sind kamen wir doch eine halbe Stunde zu spät. Mit telefonischer Ankündigung zwar aber trotzdem unangenehm. Schließlich will man einen guten Eindruck machen und überhaupt. Die nette Dame hat uns dann über die verschiedenen Möglichkeiten der Adoption aufgeklärt, Inlandsadoption (eher Säuglinge, eher offene bzw. halboffene Adoption mit Kontakt zu den leiblichen Eltern, Mütter haben die Möglichkeit, die ihrer Meinung nach geeignetsten Bewerber auszusuchen) oder Auslandsadoption (Wartezeiten von bis zu 4 Jahren oder länger, eher ältere Kinder, kein Kontakt zu den leiblichen Eltern) etc. Und dann wurde gefragt, ob wir schon mit unserem Kinderwunsch abgeschlossen hätten, ob wir es ausgiebig betrauert hätten, denn nur wer durch diese Trauer gegangen sei, könne sich auf ein Adoptionskind und dessen Trauer über den Verlust seiner leiblichen Familie einlassen und laufe nicht Gefahr, es innerlich abzulehnen. Und da muß ich doch sagen: gibt es unter uns wirklich WIRKLICH jemanden, der seine Hoffnung auf ein eigenes Kind so ganz und gar und gänzlich aufgegeben hat? Der nicht doch noch an das letzte Fitzelchen Hoffnung glaubt, doch noch ein leibliches Kind zu bekommen? Egal wie unwahrscheinlich das sein mag? Und der sich trotzdem gern und mit Freuden und absolut empathisch auf ein Adoptionskind einlassen möchte? Abgesehen davon: haben potentielle Eltern, die durch eine KiWu-Behandlung gegangen sind nicht bereits ausreichend Trauer und Leiden durchlebt? Zeigt es nicht, daß die Sehnsucht nach einem Kind und der Wunsch, sich auf es einzulassen, vorhanden ist, wenn man diesen Weg auf sich nimmt? Eltern mit breits vorhandenen leiblichen Kindern wird übrigens kein Kind vermittelt, da es sich sonst zurückgesetzt fühlen könnte. Außer bei Familien, in denen das andere Kind auch adoptiert sei. Es ist ja nicht so, daß ich diesen Ansatz nicht nachvollziehen könnte. Aber wieso wird potentiellen Adoptiveltern nicht etwas mehr Vertrauen entgegen gebracht bzw. ausreichend Empathie zugetraut? Sollte man vor einer Adoption Kurse in Frühkindpädagogik, Traumatherapie und Erziehung bei Verhaltensstörungen belegen? Ja, ich bin unsachlich. Aber dieser Ansatz hat mich doch etwas irritiert. Natürlich muß das Wohl des Kindes im Mittelpunkt des Interesses stehen. Aber wer sagt, daß wir nicht vorhaben, dieses Wohl zu schützen mit all unseren Mitteln?

1 Kommentar:

  1. Auch wenn Dein Post schon etwas länger her ist, so hätte er auch von mir sein können.

    Abgeschlossen? Hat man das jemals, wir nicht! Wie vielen Tränen muss man weinen um "ausreichend" getrauert zu haben?

    Auch wenn wir jetzt "aufgegeben" haben und keinen weiteren Versuch machen, die Hoffnung stirbt zuletzt. Ich kenne 3 kleine Wunder... aber wir verlassen uns mal nicht auf unser Glück und hatten ein ähnliches Gespräch wie ihr. Unser Antrag ist eingereicht!

    Ich wünsch uns allen Wunder!

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