Samstag, 23. März 2013

Meine kleine Utrogest-Depression

Wir haben nun alles, was wir für die Adoptionsanmeldung brauchen, abgeschickt. Jetzt fehlt nur noch das Gespräch mit der Mitarbeiterin unserer Adoptionsdame und die Teilnahme an 2 Seminarabenden im Juni und Juli und schon sind wir in der Kartei und dürfen auf einen Anruf hoffen. Wie aufregend! Ich habe weiterhin ein sehr gutes Gefühl dabei und weiß einfach, daß wir ein adoptiertes Kind genauso lieben werden wie ein eigenes.
Bei der Auswahl der Fotos wurde ich ein wenig nostalgisch, irgendwie hatte ich das Gefühl, auf den Bildern bin ich noch viel lebensfroher, hoffnungsfroher (und v.a. schlanker) als jetzt. Was dachte ich noch vor ein paar Jahren, was ich alles für Möglichkeiten habe, egal was kommt, ich packe es an und natürlich ist alles zu schaffen. Jetzt sitze ich hier mit meinen Cortison-Speckröllchen, den Einschußlöchern am Bauch und meinem cortisonrunden Gesicht und habe das Gefühl, es tut sich nichts. Gar nichts. An allen Fronten nicht. Ich bin zurückgekehrt an einen Ort, an den ich nicht zurückwollte, der Liebe wegen und weil es damals, so schien es, nicht anders ging. Der Ort ist nett, unwohl fühle ich mich auch nicht wirklich, trotzdem ist es ein Ort, den ich nun jahrelang in- und auswendig kenne und der mich null inspiriert. Alles schon mal gemacht, überall schon oft gewesen. Ein Ort, der einem gefallen aber einen auch lahmlegen kann. Nächster Punkt: der Job, den ich habe, ist ok, gleichzeitig weiß ich, daß ich die Biege machen werde, sobald ich meinen letzten Abschluss habe, was hoffentlich im Sommer der Fall sein wird. Seit Monaten bemühen wir uns, woanders hin zu wechseln, aber auch dieses Vorhaben kommt nicht richtig in Gang, da es schwierig für P. ist, etwas Gutes zu finden in der Gegend, in der wir gern leben wollen.
Fazit: ich befinde mich in einer Warteschleife, nicht nur beim Thema Kinderwunsch sondern auch sonst. Nichts kommt so richtig aus dem Quark, egal, wie sehr wir uns bemühen. Das heißt nicht, daß es nicht auch Spaß und Freude gibt in dieser Wartezeit, aber das "nicht wissen wann, wohin und ob schwanger oder nicht" kostet Energie.
Jammere ich auf hohem Niveau? Wahrscheinlich. Bin ich gerade Utrogest-zugedröhnt und daher depressiver als ich sein müßte? Sicherlich. Wird sich irgendwann der Knoten lösen und werden sich am Horizont wieder Möglichkeiten zeigen? Hoffentlich.
Wovon ich träume: Kinder, ganz klar. Ein Häuschen am Stadtrand, mit Garten und altem Baumbestand, mit kleiner Garage oder Scheune, wo ich meine gewerkelten Sachen in einem Hofladen verkaufen kann. Das Häuschen sollte in der Nähe einer schönen Stadt stehen, in der wir im besten Fall Freunde oder Familie haben und die Möglichkeiten bietet für Kultur, kleine Lädchen hat, nette Cafés und viel Grün.
Ist das so unrealistisch?

PS: die frisch schwangere und malade Abkürzungs- Freundin ist übrigens gestern abend bereits wieder abgereist. Aus Angst vor Toxoplasmose. Dazu muß man sagen: unser Kater kackt nur draußen und das Katzenklo wird von P. täglich gereinigt. Aber das muß jeder selbst wissen.

2 Kommentare:

  1. Das mit der beruflichen Situtation kann ich total nachvollziehen. Ich will - wenn es denn endlich mal klappt - auch nicht mehr dorthin zurück wo ich jetzt bin. Könnte ich auch nicht mehr, weil wir dann auch geografisch von hier wegziehen wollen. Wir leben hier, weil wir hier arbeiten, nicht weil wir hier leben wollen.
    Das Häuschen mit Garten und altem Baumbestand, mit Kreativscheune und Lädchen, in der Nähe einer schönen Stadt (die schon ziemlich feststeht), mit Freunden und Familie drumherum (was am Wunschort gegeben ist) mit Kultur und Natur, kleinen Lädchen, netten Cafes und viel Grün gibt es auch in meinen Träumen. Vielleicht wird es für uns beide ja mal Realität.

    Diese Toxoplasmose-Panik von nicht-Katzenbesitzern nervt mich auch tierisch. Habe neulich mit einer sehr guten Freundin telefoniert (seit Januar Mama/sie weiß Bescheid über die Kinderwunschsache) und als ich berichtete, dass es jetzt weitergeht mit Kinderwunschklinik hat sie auch gemeint, ich müsse aber dann sehr aufpassen wegen dem Kater und dem Klo und überhaupt Toxoplasmose.

    Also, ICH mach mir jetzt erstmal Gedanken darüber, dass ich überhaupt mal schwanger werde, es dann bleibe und dann kann mir meinetwegen wegen Toxoplasmose den Kopf zerbrechen. Wobei ich das garantiet nicht tun werde. Da gibts die gleiche Regelung wie bei euch und fertig.

    LG
    ZweiLinien

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  2. Liebe Emma,

    zu Deinem guten Gefühl, dass Du ein adoptiertes Kind genau so lieben wirst wie ein eigenes, ist mir beim Lesen folgende Begebenheit eingefallen:

    Vor einiger Zeit hatten wir Besuch von Freunden, die ebenfalls eine ellenlange Kinderwunsch-Odyssee hinter sich hatten und uns mit ihrer Pflegetochter, die als Neugeborene zu ihnen kam (mittlerweile auch deren kleine Schwester) besucht haben. Die Kleine war zu dem Zeitpunkt ein knappes Jahr alt, saß bei meiner Freundin auf dem Schoß und diese forderte uns total enthusiastisch auf, den absolut wundervollen, weil außerordentlich ästhetisch geratenen Hinterkopf ihrer Tochter zu bewundern. Objektiv zu sehen war ein platt gelegener kleiner Glatzkopf mit 3-7 spärlichen roten Härchen dran.

    Seitdem bin ich mir hundertprozentig sicher, dass es keinen Unterschied macht, ob man Kinder in Pflege, adoptiert oder leiblich bekommt - alle Mütter haben genau den gleichen Knall, was IHR Kind angeht.
    Und das ist gut so!!

    Ich wünsche Dir alles Gute !!

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